Wer nicht will, der muss noch: Aktuelle Ergebnisse zum Thema „Mobiles Arbeiten“!
Neue Technologien sind ganz maßgeblich an der globalen Vernetzung der Wirtschaft beteiligt. Immer schneller werdende, hybride Systeme machen ein Arbeiten – unabhängig von Ort und Zeit – ohne Probleme möglich. Insofern gelten klassische, fest zugewiesene Büroarbeitsplätze inzwischen als nicht mehr zeitgemäß. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen (Vertrauensarbeitszeit) oder gar „Vertrauensarbeitsorten“ haben sich viele Unternehmen schon an die neue Arbeitswelt angepasst und können damit oftmals einen erheblichen Beitrag zu einer attraktiven Arbeitsumgebung leisten. Die Wirtschaft spricht vom Arbeiten 4.0., das mit Adjektiven wie multilokal, hyperflexibel, entgrenzt und hybrid in Verbindung steht.
Ohne Frage haben diese veränderten Arbeitsbedingungen klare Auswirkungen auf die Beteiligten, die sogenannten „mobilen Arbeiter“. Aber was bedeutet das in Bezug auf Führung, Skills der Mitarbeiter und Unternehmensorganisation?
Unter der Führung der Hochschule für Technik und Wirtschaft, der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP e.V.), der spring Messe Management GmbH und dem bao (Büro für Arbeits- und Organisationspsychologie) in Berlin wurde mittels der Studie „Mobiles Arbeiten“ – Kompetenzen und Arbeitssysteme entwickeln – empirisch erhoben, was das mobile Arbeiten für Auswirkungen auf die Arbeitswelt hat.
In der im Frühjahr 2016 erfolgten Umfrage haben sich gut 670 Unternehmensvertreter von deutschen und österreichischen Betrieben zu diesem Thema geäußert, wobei die Verteilung auf alle Branchen zutrifft. Die Rückmeldungen aller Führungsebenen, vom Top-Management bis zum Teamleiter, konnte hier mit einfließen. Die Mehrzahl der Teilnehmer arbeiten in mittleren Unternehmensgrößen (50 bis 499 Mitarbeiter à 28%), gefolgt von Großbetrieben in einer Größenordnung von 500 bis 2999 Beschäftigten (20,4%). Eine erfreulich hohe Beteiligung kam bei den kleinen Betriebsgrößen bis 49 Mitarbeitern zustande (31,8 %).
Hier die Ergebnisse im Überblick:
Die Analyse ergab, dass der größte Teil der Belegschaften schon heute nicht mehr nur an einem festen Arbeitsplatz tätig ist, sondern mehr als die Hälfte der Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz wechselt oder bereits ausschließlich mobil tätig ist. Hier gilt es in Zukunft nicht den Anschluss zu verlieren und sich auf eine Zuspitzung dieser Entwicklung frühzeitig einzustellen. Unabhängig von der Peripherie kommt es in Zukunft maßgeblich auf die Beziehungen im Unternehmen an, die durch passgenaue Kommunikationsstrukturen positiv beeinflusst werden (Stichwort: Feedbackkultur).
Nach den Ergebnissen der Studie sind die Bedingungen für IT-Arbeitsplätze und dem Aspekt Ergonomie im Vergleich zu stationären Arbeitsplätzen bevorteilt. Über die Hälfte der Befragten bewerteten die Gestaltungsmöglichkeiten mobiler Arbeitsplätze im Vergleich zu Lage, Dauer und Verteilung der Arbeitszeit deutlich besser.
In der Praxis empfiehlt es sich daher, flexiblere Arbeitszeitmodelle und Arbeitsorte anzubieten, um einen Vorteil im Kampf um Talente herauszuarbeiten.
Die Studie ergibt, dass die mobile Arbeit einen sehr positiven Einfluss auf die Arbeitsleistung und -qualität der Beschäftigten hat (>50%). Hervorzuheben ist die deutliche Verbesserung der Arbeitszufriedenheit. Wenn die Rahmenbedingungen also passen, dann wird Arbeit durch mobile Arbeitsplätze effizienter und effektiver.
Eine wesentliche Voraussetzung, dass innovative Arbeitsmodelle auf fruchtbaren Boden stoßen, ist die Voraussetzung, dass Mitarbeiter mit gewissen Freiheiten umgehen können. Das betrifft insbesondere die aktivierten Schlüsselkompetenzen, an die, nach Rückmeldung von über der Hälfte aller Befragten, besonders hohe Anforderungen gestellt werden. Hierzu gehören Flexibilität, Kreativität, Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft. Die daraus entstehende Konsequenz ist deutlich: Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter zum mobilen Arbeiten befähigen. Hierbei sind insbesondere Lernmethoden, die auf das mobile Arbeiten angepasst sind (z.B. E-Learning-Lösungen), zu nutzen.
Nicht alles ist golden, was glänzt. Insofern gilt es ganz besonders darauf zu achten, welche Gefahren von mobilem Arbeiten ausgehen. Eine gesetzliche Vorgabe ist mit der Gefährdungsbeurteilung geschaffen, die jedoch von mehr als drei Viertel der befragten Betriebe nur unzureichend oder gar nicht durchgeführt wird. Das größte Defizit bringt die Studie im Bereich der Gefährdungsanalyse in psychischen Belastungsbereichen zutage. In dieses Gefährdungspotenzial fällt auch das „Abschalten nach getaner Arbeit“, was mit einer ständig verfügbaren Arbeitsumgebung deutlich schwerer fällt.
Alles in allem bestätigt die Studie, auf wissenschaftlicher Grundlage, viele Annahmen aus der Praxis. Einige Schwarzmaler, die in den Entwicklungen mobiler Arbeitsformen im Wesentlichen negative Aspekte verbinden, sollten mit den Ergebnissen noch einmal in sich gehen. Die (Arbeits-) Welt dreht sich weiter. Sich den daraus entstehenden Entwicklungen komplett zu verschließen, dürfte in Zukunft erhebliche Wettbewerbsnachteile, auch in Bezug auf den Fachkräftemarkt, mit sich bringen.