Die hohe Zahl an Zuwanderungen und der Umgang mit Flüchtlingen wird kontrovers diskutiert und bietet neben bürokratischen und organisatorischen Herausforderungen auch eine große Chance für das Wirtschaftswachstum. Für Unternehmen ist diese Entwicklung unter anderem von Bedeutung, weil Bewerber und zukünftige Mitarbeiter diverser werden und verschiedenste kulturelle Hintergründe mitbringen. Unternehmen können von dieser Diversität profitieren und beispielsweise mithilfe neuer Sprach- und Kulturkenntnisse neue Märkte erschließen. Voraussetzung dafür ist jedoch die richtige Integration der Flüchtlinge in das Unternehmen und seine Kultur. Dass sich kulturelle Unterschiede nicht einfach durch Vorgaben und Regeln aufheben lassen, steht außer Frage.

Diese Entwicklungen haben Auswirkungen auf die Betriebe. Doch wie gehen die Unternehmen damit um, wie ist das Stimmungsbild der Unternehmen zu diesem Thema? Und wo liegen die Stolpersteine auf dem Weg zur Eingliederung von Flüchtlingen?

In der Studie „Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt“ des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) und der Hays AG wurde im Februar 2016 empirisch untersucht, wie die Unternehmen mit dieser Thematik umgehen.

In der Online-Umfrage wurden 354 deutsche Unternehmen zu Ihrer Einstellung zur Flüchtlingsthematik befragt, wobei die Ergebnisse von Unternehmensvertretern aller Führungsebenen, von der Unternehmensleitung über Mitarbeiter mit und ohne Führungsverantwortung abgeleitet wurden. Die Mehrzahl dieser Teilnehmer arbeitet im Dienstleistungssektor, gefolgt von dem Industrie- und dem öffentlichen Sektor. Dabei stammt der Großteil der Rückmeldungen (70%) aus Unternehmen mit einer mittleren Unternehmensgröße, während 30 % der Rückmeldungen aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern zurückzuführen sind.

Hier die Ergebnisse im Überblick:

Die Untersuchung stellte fest, dass der Großteil der Unternehmen (59%) der Beschäftigung von Flüchtlingen in ihrem Unternehmen positiv entgegensehen, indem sie sich vorstellen könnten, diese zu beschäftigen. Während in 19 % der befragten Unternehmen Flüchtlinge schon beschäftigt werden, wurde außerdem diagnostiziert, dass besonders die Unternehmen des Industrie- und öffentlichen Sektors Einsatzmöglichkeiten für Flüchtlinge sehen. Vor allem in Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten und im handwerklichen Bereich werden die Tätigkeitsschwerpunkte für Flüchtlinge gesehen.

Nach den Ergebnissen der Studie werden Sprachkenntnisse als eine bedeutsame Grundlage für eine erfolgreiche Integration angeführt. Folglich wird die sprachliche Weiterbildung als eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Beschäftigung von Flüchtlingen genannt. Als weitere Erschwernis werden die kulturellen Unterschiede und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern angegeben.

Um die Kultur geht es auch bei einer Abfrage, die an mögliche Befürchtungen aus Sicht der Beschäftigten eines Unternehmens anknüpft. Neben der Konkurrenz um die Arbeitsplätze in gering qualifizierten Bereichen ergibt sich aus der Studie, dass eine Veränderung der vorhandenen Unternehmens- und Führungskultur von den Beschäftigten befürchtet werden könnte.

Für die Praxis gelten die kulturellen Unterschiede somit als zentrale Herausforderung, mit denen Unternehmen konfrontiert werden, wenn Flüchtlinge beschäftigt werden. Große Differenzen liegen beispielsweise bei unterschiedlichen Einstellungen zum Hierarchieverständnis oder Zeitmanagement vor. Damit die Zusammenarbeit gelingt und aus der Diversität Innovation entstehen kann, gilt es die Flüchtlinge über die individuelle Unternehmenskultur aufzuklären und passende Onboarding-Programme mit den Gepflogenheiten des jeweiligen Betriebs in Verbindung zu bringen.

Die Studie stellte außerdem fest, dass für die Rekrutierung von Flüchtlingen durchaus verschiedene Institutionen in Frage kommen. Zentrale Anlaufstelle ist die Agentur für Arbeit, dann folgen Institutionen wie das Jobcenter und private Initiativen und Flüchtlingseinrichtungen.

Die Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit unseren Praxiserfahrungen und spiegeln die Wichtigkeit einer primär sprachlichen Integration wider. Die Erfahrung zeigt weiterhin, dass die Unterscheidung zwischen Flüchtling und Nicht-Flüchtling eine erfolgreiche Integration negativ beeinflusst. Die Gleichbehandlung sollte somit auch bei der Integration neuer Mitarbeiter gelebt werden.